Individuelle, diagnosebasierte Förderung
Während es relativ unaufwendig ist, die zuvor beschriebenen Hürden für Schüler mit einer LRS bzw. Legasthenie abzubauen, stellt die eigentliche Förderung eine deutlich größere Herausforderung dar. Einerseits dürfte es so gut wie keine Schule geben, die einen spezifischen LRS-Förderkurs für eine Fremdsprache eingerichtet hat. Selbst für Deutsch gibt es längst nicht an allen Schulen derartige Förderkurse. Da es nur äußerst wenige außerschulische Fördereinrichtungen gibt, die eine spezifische LRS-Förderung für die Fremdsprache Englisch anbieten, kann eine deshalb eine Förderung nur im Rahmen des regulären Englischunterrichts stattfinden. Schulen mit offenen Lernzeiten (‚Lernbüros’ o.ä.) können die Förderung auch in diese Zeiten verlagern.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass es für Englisch als Fremdsprache nur wenig Diagnose- und Fördermaterial gibt, dass speziell an einem Training der Phonem-Graphem-Struktur des Englischen – und damit am erfolgreichsten Förderansatz - anknüpft.
Graphem-Phonem-Training
Wie eine unlängst veröffentliche Metastudie zeigt, liegt der effektivste Förderansatz bei einer LRS bzw. Legasthenie in einer gezielten Entwicklung der phonologischen Bewusstheit, d.h. in der Vergrößerung des impliziten und expliziten Wissens um die Laut-Schrift-Strukturen einer Sprache. Voraussetzung für eine zielgerichtete Förderung ist die Feststellung der Lernausgangslage, denn die ist bei den Betroffenen individuell höchst unterschiedlich. Die Lernausgangslage lässt sich gut mit Hilfe der diagnostischen Lese- und Rechtschreibtests bestimmen, welche Bestandteil der beiden Veröffentlichungen 'Fit in Englisch trotz LRS' sind (mehr hier...). Nach der Durchführung entsprechender Tests ergibt sich bzgl. der Lese- und Schreibleistungen ein Stärken-Schwächen-Profil, an dem ablesbar ist, welche Graphem-Phonem-Beziehungen bereits beherrscht werden und welche sich noch im Aufbau befinden. Auf dieser Grundlage lässt sich ein individueller Förderplan erstellen. Mit Hilfe spezieller Übungsmaterialien kann sodann die eigentliche Förderung beginnen, im Fachunterricht Englisch, in offenen Lernzeiten oder auch zu Hause. Idealerweise sollte die Förderung in einem sog. Förderkreislauf stattfinden (Bestimmung der Lernausgangslage – Erstellung eines Förderplans – Förderung – Evaluation).